25. Februar 1915

 

Ich bin hier, Prof. Salyards.

Nun, ich bin sehr glücklich und wünsche dir über einige Phasen im geistigen Leben zu schreiben, welche ich während meines Fortschreitens selbst erfahren habe.

Ich habe bemerkt, dass der Geist, wenn er zum ersten Mal in diese Leben eintritt, sehr oft in einer Verfassung der Dunkelheit ist und nicht erkennt, wo er ist oder was seine Umgebung darstellt und in vielen Fällen braucht es eine ziemlich lange Zeit, bis der Geist erkennt, dass er nicht mehr auf der Erde ist. Aber in vielen Fällen ist dies nicht die Verfassung des Geistes, da er ein sofortiges Verständnis über seine Verfassung und seine Umgebung zu besitzen scheint. Ich führe die zuerst erwähnte Verfassung auf die Tatsache zurück, dass der Sterbliche, als er sich noch auf der Erde befand, keinen bestimmten Glauben darüber hatte, wie das zukünftige Leben aussehen könnte; und in vielen Fällen hat er geglaubt, dass die Seele mit dem Körper zusammen ins Grab wandert und dann auf den großen Tag der Auferstehung wartet.

Einige deiner religiösen Konfessionen predigen diese Doktrin heutzutage und die Folge wird sein, dass alle, welche dieser Doktrin Glauben schenken, den Zustand der Dunkelheit selbst erfahren werden und die Sehnsucht nach dem Wissen über die Fortsetzung des Lebens, von welchem ich gesprochen habe.

Die zweite Art von Geistern sind diejenigen, welche sofort zu erkennen scheinen, dass sie von der Erde ins geistige Leben gewechselt haben und welche, während sie auf der Erde waren, daran glaubten, dass der Geist, wenn er den Körper verlässt sofort in die geistigen Sphären oder in ihr Gegenteil – ich meine den Ort der Bösartigen – wechselt. Ich weiß, dass viele welche zu dieser Art gehören während der ersten Zeit die sie im geistigen Leben verbracht haben, kaum erkannt haben, ob sie sich im Himmel oder in der Hölle befinden.

Nun, sobald die Geister im vollen Umfang erkennen, dass sie nicht länger auf der Erde sind, fangen sie an danach zu fragen, wo sie sich denn befinden und viele stellen Fragen, welche darauf hinweisen, dass sie enttäuscht darüber sind, dass sich ihre Erwartungen, welche sie auf der Erde hatten, nicht bewahrheitet haben.

Es ist manchmal sehr schwierig, sie davon zu überzeugen, dass es keine solchen Ortschaften wie die Himmel oder die Höllen, wie sie von den Kirchen gepredigt werden, gibt; denn obwohl unsere geistige Welt für sie ein Himmel oder eine Hölle sein kann, so ist doch der Himmel oder die Hölle, welche(n) sie erwartet haben, nicht hier.

Andererseits gibt es einige, welche nicht zu verstehen scheinen, dass sie die Erde wirklich verlassen haben und sagen dann: „Wenn wir wirklich das irdische Leben verlassen hätten, dann würden wir nichts wissen.“, wobei sie damit Hiob und andere Prediger zitieren, welche sagten: „die Toten wissen nichts.“

Ich war sehr daran interessiert, diese verschiedenen Phasen der Glaubenssätze und Gedanken von verstorbenen Geistern zu beobachten. Nun, all dies zeigt die absolute Notwendigkeit, dass die Sterblichen die Wahrheiten verstehen, welche zum Leben und Tod dazugehören.

Dies liefert ein weiteres gewichtiges Argument dafür, warum Spiritualismus ausführlicher und ernsthafter von den Sterblichen gelehrt werden sollte und warum bewiesen werden sollte, dass die falschen Doktrinen von denjenigen, welche entweder lehren, dass die Toten nichts wissen oder dass der verstorbene Geist entweder in den Himmel oder die Hölle im orthodoxen Sinne kommt, nicht nur ein Irrglaube sind, sondern der Menschheit sogar schaden.

Lass die Anhänger und Lehrer des Spiritualismus größere und stärkere Anstrengungen unternehmen, diese schädlichen Lehren anzufechten und sie werden der Angelegenheit der Wahrheit und des Glücklichseins der Menschen einen großen Dienst erweisen.

Ich bin nicht nur an diesen Phasen interessiert, sondern auch an allen anderen, welche zeigen, dass die Geister, selbst nachdem sie erkannt haben, dass sie immer noch am Leben sind und als Geist leben müssen weiterhin die Tatsache bestätigen, dass ihre orthodoxen Lehren falsch sind. Einige behaupten, dass sie dennoch in der Lage dazu sein könnten, in ihren Körper zurückzukehren und warten auf die Errettung durch den großen Tag der Wiederauferstehung und behaupten, dass sie bald Gott sehen werden und dass Er sie in Seine Himmel aufnehmen wird, wo sie die ewigliche Ruhe und den Frieden finden werden, so wie es ihnen auf Erden gelehrt wurde; und selbst die bösartigen fürchten sich vor einem Teufel, der sie in die Höllen trägt, wo sie denken, dass Folter der schrecklichsten Art auf sie wartet.

Aufgrund von all dem kannst du vielleicht verstehen, warum wir Geister welche die Wahrheit kennen, eine Menge Arbeit verrichten müssen, um es diesen verdunkelten Geistern zu ermöglichen, dass sie verstehen und daran glauben, dass ihre falschen Hoffnungen und schrecklichen Ängste keine wahrhaftige Basis haben und sich nie erfüllen werden.

An dieser Arbeit sind viele Geister beteiligt und diese Geister sind nicht notwendigerweise von höherer Art, denn viele Geister, welche sich auf der Erdebene aufhalten und keine wirkliche spirituelle Erleuchtung besitzen, sind an dieser Arbeit beteiligt.

Ich bin im Moment nicht daran beteiligt, diese dunklen Geister die Wahrheit sehen zu lassen, denn ich bin zu höheren Dingen fortgeschritten und meine Aufgabe ist, die Wahrheiten über das höhere Leben zu lehren, welche mir von Geistern in den höheren Sphären gelehrt wurden.

Diese Arbeit ist für mich nicht nur interessant, sondern schenkt mir großes Glück, welches sich mit der Erkenntnis einstellt, dass ich das Mittel war, mit welchem ein Geist dahin geführt wurde zu lernen, Gott zu lieben und die Glückseligkeit zu empfangen, welche die Liebe von Gott den Geistern gibt. Ich sage dir, dass diese Lehre die Großartigste von allen Lehren ist, denen ich je in meinem ganzen Leben gefolgt bin. Als ich auf der Erde war und gelehrt habe und sehen konnte, wie sich der junge Geist entwickelte, habe ich großes Glück im Wissen gefunden, dass ich etwas Gutes tat, aber hier, wenn ich im Rahmen meiner Lehrtätigkeit zusehe, wie sich die Seele entfaltet, erkenne ich, dass ich einem Geist das größte Geschenk von allen mache, wenn ich dahin führe, dass er Eins mit der Liebe des Vaters wird; und die Glückseligkeit hier, wie auf der Erde, ist um so vieles größer, als die alleinige Entwicklung des Geistes.

Meine Arbeit beschränkt sich nicht nur auf diese Lehrtätigkeit; ich bin auch damit beschäftigt, den Sterblichen zu einem wahrhaftigen Bild über das Leben hier zu verhelfen – ich meine den spirituellen Teil dieses Lebens. Kein Mensch ist komplett ohne geistige Beeinflussung, ob gut oder böse. Viele sind empfänglich für den Einfluss von bösen Geistern und aus dem Grund ist die Arbeit der guten Geister auch um so vieles schwerer. Es gibt in der Natur des Menschen jenes, was ihn dazu veranlasst viel einfacher böse Gedanken zu hegen, als gute Gedanken. Das ist eine alte Redensart, das weiß ich, aber sie ist war und die Tatsache, dass sie so oft gesagt wurde und über einen so langen Zeitraum, verringert nicht die Wichtigkeit von ihr als eine Wahrheit. Also so lange die Menschen diese böse Neigung in ihrer Natur spüren, wird der Kampf zwischen den guten und bösen Einflüssen etwas ungleich ausfallen. Der Vorteil der guten Einflüsse ist jedoch, dass das was sie suggerieren die Wahrheit ist, welche nie sterben wird, während die Suggestionen der bösen Einflüsse nur eine vergleichsweise kurze Zeit überdauern.

Wenn das materielle den Geist freigibt, welchen es einkleidet, wir dieses Wesen von vielen dieser natürlichen Neigungen böse Gedanken und Taten zu wollen befreit; und obwohl diese reine Trennung aus einem Teufel keinen Heiligen macht, so macht sie es dem Geist doch um so vieles einfacher, sich von allen bösen Neigungen zu befreien und macht ihn um so vieles empfänglicher für die Beeinflussung durch die Wahrheit und Güte.

Du darfst daraus nicht schließen, dass sie sobald sie sich eine Weile in der geistigen Welt aufgehalten haben, gute Geister werden, denn das ist nicht wahr. Viele böse Geister waren etliche Jahre in der geistigen Welt und besitzen dennoch ihre bösen Gedanken und Sehnsüchte und all die bösen Qualitäten des Hasses, der Boshaftigkeit, des Neids usw., genau wie zu der Zeit als sie auf der Erde waren.

Dass sie ihr irdischen Leben aufgegeben habe hat sie nicht ihres Willen beraubt, der größten Macht die Gott dem Menschen gegeben hat, außer der der Liebe. Und viele dieser Geister weigern sich ihren Willen auf eine Weise einzusetzen, welches es ihnen ermöglicht, sich von diesen bösen Gedanken und Wünschen zu befreien.

Du siehst also, die bloße Tatsache, dass man ein Geist wird bedeutet nicht, dass der Sterbliche ein guter und heiliger Geist wird. Nein, es tut mir Leid sagen zu müssen, dass viele Menschen, welche sehr böse auf der Erde waren, immer noch böse sind, als Geister; und ihre Glückseligkeit, von welcher sie denken, dass sie sie besitzen, ist lediglich die Glückseligkeit, von welcher sie als Menschen gedacht haben, dass sie sie aus dem Hegen von bösen Gedanken und Taten schöpfen. Dennoch, es gibt eine erlösende Tatsache, welche mit ihrem dunklen und traurigen Zustand verbunden ist und diese ist, dass am Ende, wann immer Gott es für richtig hält, alles Böse aus der geistigen Welt verbannen wird und allen Geistern wird die Glückseligkeit zuteilwerden, welche von einer Natur frei von Sünde und fehlerhaften Anschauungen herrührt. Nicht durch eine Anordnung Gottes, sondern in dem die Menschen nach Dingen suchen und Taten vollbringen, welche die Seele frei von Sünde und Fehlerhaftigkeit werden lassen und wieder in Harmonie mit den Gesetzen Gottes‘ bringen. Genauso stelle ich es mir vor, als Adam und Eva in den Genuss des geschichtlichen Garten Edens‘ kamen.

Dennoch ist diese Glückseligkeit, obwohl sie von einer Beschaffenheit ist, welche große Zufriedenheit und großen Frieden bringt, nicht von der Art der wahrhaftigen Glückseligkeit, welche Gott gerne all Seinen Kindern zukommen lassen würde, welche darum bitten und nach dem Einströmen der göttlichen Liebe in ihre Seele ersuchen.

Ich werde heute Nacht keine Rede über diese große Glückseligkeit halten, da dies zu lange dauern würde und du schon etwas müde bist; aber ich möchte sagen, dass alle Menschen danach streben sollten, sowohl auf der Erde wie auch in der geistigen Welt. Als ich auf der Erde war, besaß ich sie nicht, aber als ich hier ankam habe ich sie gefunden, und nun bin ich im Besitz von selbiger, Dank gebührt Gott und Seiner liebevollen Güte.

Ihr Leute[1] habt sie alle und viele andere, zu viele um sie zu nennen.

Lass mich nun aufhören, da ich müde bin und du dich ausruhen musst.

Also, mit all meiner Liebe und den besten Wünschen, ich bin dein alter Professor,

Joseph H. Salyards

 

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[1] Anm. d. Übers.: Gemeint sind wahrscheinlich Herr Padgett und einige seiner Freunde und Bekannten.