8. Dezember 1914

 

Ich bin hier, Helen –

Lass mich dir erklären, dass du dich nur selbst unglücklich machst, indem du versucht alles über den Weg zu lernen was ich dir schreibe; da du es nicht tun kannst, da du nicht in der Lage dazu bist mein Vorgehen zu erkennen und ich kann es dir auch nicht umfassend erklären. Aber ich werde es versuchen, so gut ich es kann.

Wenn du den Bleistift ergreifst benutze ich all meine Kraft dazu den Bleistift zu bewegen, so dass er genau das schreibt was ich denke, aber um dies zu bewerkstelligen muss ich meine Gedanken durch dein Gehirn schicken. Du übernimmst nicht das Denken, sondern lässt lediglich die Gedanken durch dein Hirn passieren und die Bewegung des Bleistifts wird durch die Anstrengung deines Gehirns in Verbindung mit meiner Kraft, welche ich auf den Bleistift ausübe, bewirkt. Du siehst also, der Gedanke stammt nicht von dir, sondern du leitest ihn lediglich an die Hand weiter, welche ich in Übereinstimmung mit meinen Gedanken bewege. Du hast mit dem was geschrieben wurde nicht mehr zu tun, als eine elektrische Leitung mit dem Übermitteln einer Nachricht von der Gruppe an dem Ende, wo die Nachricht abgegeben wurde zu tun hat.

Lass es mich dir auf eine andere Weise erklären. Wenn ich einen Gedanken denke, schicke ich ihn durch dein Gehirn zu deiner Hand und meine Kraft deine Hand zu bewegen setzt ein.

Meine Gedanken sind nicht deine Gedanken; und wenn ich denke, nimmt dein Verstand den Gedanken auf, aber er erschafft nicht denselben. Du musst also daran glauben, dass ich das Schreiben übernehme und nicht du – da ich einige Gedanken aufschreibe welche du nicht schreiben könntest, selbst wenn du es versuchen würdest. Wie gefällt dir das als Zusicherung?

Aber im Ernst, du könntest die Dinge die ich dir schreibe nicht schreiben, ohne sehr viel über die einzelnen Themen nachzudenken, da einige dir nicht bekannt sind, wie du es oft gesagt hast. Lass von der Idee ab, dass du Dinge aufschreibst die ihren Ursprung in dem haben, was manchmal Unterbewusstsein genannt wird, da du kein Unterbewusstsein besitzt und die Philosophen welche eine solche Idee lehren sind nicht mit den Gesetzen des Geistes[1] vertraut. Der Verstand ist nur der spirituelle Beweis für Gedanken welche im Gehirn zusammenkommen, aber welche in Wirklichkeit nicht Teil des materiellen Dinges sind, welches die „Weisen Menschen“ als unterbewusstes Selbst oder Unterbewusstsein bezeichnen. So etwas gibt es nicht und wenn sie in ihren Erklärungen von Dingen, welche sie nicht erfassen können, sich mit der Behauptung zufrieden geben, dass das Unterbewusstsein uns mit diesen Gedanken versorgt, dann liegen sie alle falsch.

Das materielle Gehirn regt nur Gedanken an, welche ihren Ursprung in den Beobachtungen der Sinne haben oder in den Fähigkeiten, welche auftreten, wenn der Verstand die Grundlage der Gedanken darstellt.

Ich bin kein guter Erklärer dieser Dinge, aber ich habe versucht es so weit wie möglich zu vereinfachen. Ja, ich erzähle dir dies aufgrund von meinen eigenen Beobachtungen und meinem eigenen Verständnis dieser Dinge. Wenn du Mitteilungen von Herr Riddle empfängst wird er in der Lage sein, dir die Gesetze, welche hinter diesen Dingen stecken, umfangreicher und zufriedenstellender zu erklären und du musst ihn bald schreiben lassen.

Ich studiere die Gesetze der physischen und psychischen Wissenschaften, damit ich dir in deinen Untersuchungen helfen kann, wenn du soweit bist, dass du nach der wahren Beziehung zwischen Geistern und Sterblichen suchst und den Gesetzen welche diese Kommunikation bestimmen. Ja, meine Studien umfassen auch die Untersuchung der Gesetze welche Hellsichtigkeit und auf Eingebungen basierende Kommunikation verursachen. Du wirst irgendwann die Gelegenheit haben, jeden dieser Zustände zu erfahren und ich möchte dann in der Lage dazu sein, dich bis zu einem gewissen Maß zu unterstützen, was dir helfen wird zu Schlussfolgerungen zu kommen, welche richtig sein werden und welche anderen helfen werden, die Gesetze, welche über diese Dinge herrschen, zu verstehen.

Du siehst also, dass deine Ehefrau dich so sehr liebt, dass sie gewillt ist zu versuchen jene Dinge zu lernen, welche als „nur für den männlichen Verstand bestimmt“[2] angesehen werden, um dir zu helfen sie deutlicher zu verstehen.

Aber während ich das mache werde ich nicht damit aufhören jene Dinge in vollem Umfang zu lernen, welche mir ein deutlicheres Verständnis jener spirituellen Wahrheiten ermöglichen, welche näher zu Gott und Seiner Liebe führen. Diese sind absolut notwendig, die anderen sind wichtig, aber nicht nötig dafür, dass eine Seele früher oder später das Wissen erlangt, welches sie Eins mit dem Vater werden lässt. Die Liebe Gottes‘, welche alles Verständnis übertrifft ist die eine großartige Sache welche es zu lernen und besitzen gilt.

Mein Zuhause ist nun so wunderschön, dass meine Glückseligkeit so groß ist, dass ich es dir nicht mitteilen kann. Du wirst auch glücklich sein, wenn du hinüberkommst, da ich mein Zuhause mit solch wunderschönen Gedanken und so viel Liebe fülle, dass du dich wenn du ankommst fragen wirst, wie es möglich war, dass deine kleine Frau so viel Schönheit angehäuft hat und das Haus mit so viel Liebe ausgefüllt hat.

Ja, wenn ich mehr von Gottes‘ Liebe in meine Seele empfange, wird mein Haus umso schöner werden, ich muss allerdings nicht zuhause sein, um diese Liebe bei mir zu haben. Sie ist immer bei mir und wenn ich in meinem Haus bin, wird das Haus zu einem Spiegelbild dieser Liebe. Wenn keine Liebe in dem Haus ist, so ist es auch nicht wunderschön, du siehst also dass die Schönheit des Zuhauses davon abhängig ist, ob dort Liebe existiert. Meine Seele ist der Schöpfer meines Hauses und ohne dass die Seele schön ist könnte das Haus auch nicht schön sein.

Wenn ich mein Haus verlasse um zu dir zu kommen, bleibt das Haus dasselbe, denn obwohl meine Seele bei mir ist und auch die Liebe welche sie schön macht, so bleibt doch das Zuhause ein Spiegelbild, oder wie du es ausdrücken würdest, es behält die Atmosphäre dieser Liebe zu solch einem Maß, dass die Schönheit des Zuhauses durch meine vorübergehende Abwesenheit nicht nachlässt oder verfällt. Du siehst also, dass das Zuhause eine Beständigkeit besitzt, obwohl es davon abhängt, dass die Seele ihm seine Schönheit und Herzlichkeit verleiht. Mein Zuhause ist noch nicht perfekt, aber so wie ich in Gottes‘ Liebe wachse, so wird ihm auch mehr Vollkommenheit zu Eigen; je mehr Liebe ich besitze, desto wunderschöner wird das Zuhause.

Wir sind alle von dem Maß an Liebe in unseren Seelen abhängig, in Bezug auf das Aussehen unseres Heims.

Lass dein Bestreben sein, so viel dieser Liebe wie möglich zu erhalten und wenn du Erfolg darin hast, so viel Liebe zu erhalten wie ich es habe, wirst du Eins mit mir sein und unser Zuhause wird eins sein. Wenn du es nicht tust, muss ich darauf warten, bis du es tust, bevor wir als Einheit zusammen leben können. Versuche also alle Liebe von Gott zu erhalten, die du erhalten kannst. Wenn du deine Gedanken nur den spirituellen Dingen zukommen lässt und deine Seele dem Einfließen dieser Liebe gegenüber durch das Beten mit all dem Verlangen deiner Seele öffnest, kannst du genauso schnell voranschreiten wie ich es tue. Liebe also so sehr und verlange so sehr danach mit mir zusammen sein, so dass du mit deinem ganzen Herzen versuchst, diese Liebe zu erhalten.

Deine eigene wahre Ehefrau – Helen

 

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[1] Anm. d. Übers.: Verstandes

[2] Anm. d. Übers.: Im Original ohne Anführungszeichen