13. April 1915

 

Ich bin hier, Prof. Salyards:

Nun, ich bin wie vereinbart hier und werde bemüht sein, dir meine Gedanken zu folgendem Thema mitteilen: „Was können Geister über die Gesetze der geistigen Welt wissen, wenn sie sich in jener Welt für eine kurze Zeit aufgehalten haben.“

Wie du weißt war ich hier nur eine vergleichsweise kurze Zeit und obwohl meine Studien zu einem beachtlichen Ausmaß der Untersuchung dieser Gesetze gewidmet waren, so komme ich doch zum Schluss, dass ich nur begrenztes Wissen über jene habe und vieles von meinem Wissen wurde von Geistern gesammelt, die hier viele, viele Jahre gelebt haben und welche ihre Studien und Untersuchungen diesen Gesetzen gewidmet haben.

Nun, ich möchte zunächst sagen, dass kein Geist allein durch seine kurz zurückliegende Ankunft in dieser Welt sehr viel mehr Wissen erlangt hat, als er es auf der Erde besessen hätte.

Mein Wissen über die geistigen Gesetze war nicht sehr groß, als ich noch auf der Erde war und ich habe bei meiner Ankunft in der geistigen Welt herausgefunden, dass ich nicht sonderlich mehr gewusst habe, als ich es tat bevor ich ankam und solch eine Erfahrung macht jeder Geist. Aber wie ich mit meiner Untersuchung dieser Angelegenheiten weitermachte, so entdeckte ich, dass meine Fähigkeit zu lernen sehr viel größer war und dass mein Verstand formbarer war und dieses Wissen viel einfacher aufnehmen konnte, als zu der Zeit als ich noch ein Sterblicher war. Dies beruht hauptsächlich auf der Tatsache, dass das Gehirn, ich meine damit das Gehirn eines Sterblichen, im Vergleich zum Gehirn eines Geistes von weitaus geringerer Qualität ist und nicht so sehr in der Lage ist die Ursache und die Auswirkung von Phänomenen zu erkennen.

Ich nehme nun an einem Studium teil, welches mir ohne Zweifel wundervolle Informationen über diese Gesetze vermitteln wird, so dass ich schlussendlich das werde, was ihr Sterblichen einen Gelehrten nennt.

Das erste und das aus meiner Sicht wichtigste Gesetz welches ich gelernt habe ist, dass ein Mensch in der geistigen Welt ohne seinen irdischen Körper weiterlebt. Dieses großartige Gesetz mag dir und vielen anderen bekannt sein und eine bewiesene Tatsache, dennoch war es mir nicht bekannt, da ich nie irgendeine Erfahrung im Spirituellen hatte und diesem Thema nie irgendeine Untersuchung gewidmet habe.

Als ich in der geistigen Welt ankam, fand ich heraus, dass dieses Gesetz eine der Wahrheiten von Gott ist und dass es fest verankert ist und sich nie ändern wird, denn alle werden den Wandel des so genannten Todes überleben. Das nächste große Gesetz welches ich gelernt habe ist, dass kein Mensch aus sich selbst heraus sich jenen Zustand oder Ort in der geistigen Welt aussuchen kann, den er möchte und wo er gerne sein würde. Dies ist eine weitere fest verankerte Wahrheit und eine, welche sogar einige Geister nicht vollständig verstanden haben, denn sie denken, oder drücken sich jedenfalls so aus, dass alles was sie tun müssen, ist etwas Willenskraft aufzubringen und schon können sie sich aus bestimmten Zustand herausbewegen. Aber das ist nicht wahr, denn das Gesetz welches über diese Angelegenheit entscheidet, besitzt niemals Ausnahmen in seiner Wirkung.

Mensch oder Geist können auf eine gewisse Weise über ihr Schicksal entscheiden, aber wenn man sich einmal festgelegt hat, durch die große Kraft des Willens, welche Gott dem Menschen vermacht hat, so kann er diesen festgelegten Zustand nicht durch dies Ausübung jenes Willens ändern, bis die Gesetze des Ausgleichs vollständig erfüllt wurden und selbst dann wird der Wandel nicht durch die Ausübung seines Willens herbeigeführt, sondern durch die Wirkung der Gesetze, welche ihn von den Erinnerungen befreien, die ihn in den Umständen festgehalten haben, in welche sein Leben ihn platziert hat. Wenn also die Menschen denken, dass sie sich allein durch die Ausübung ihres Willens aus einem Zustand befreien können, welchen sie für sich selbst erschaffen haben, so liegen sie falsch.

Viele Geister hier sind dieser Auffassung und glauben, dass wenn sie sich dazu entscheiden ihre viel gepriesene Willenskraft zu benutzen, dass sie sich dann von ihrer dunklen Verfassung befreien können und in glücklichere Zustände gelangen können. Aber seltsamerweise versuchen sie es nie und der Grund dafür ist offensichtlich. Sie könnten es nicht, wenn sie es versuchen würde und versuchen es nicht, weil sie es nicht können. Und dennoch denken sie, dass wenn sie wenn sie bereit dazu sind, nur ihren Willen benutzen müssen und dann würde der Wandel folgen. Nein, dieses Gesetz ist fest verankert, so wie alle Gesetze des großartigen Universums von Gott.

Natürlich, obwohl ein Mensch oder Geist seinen Zustand nicht allein durch die Ausübung seines Willen ändern kann, so muss dieser Wille dennoch benutzt werden, um einen Wandel zu gewährleisten, denn die Hilfe welche von außen kommt und welche für den Mensch absolut notwendig ist und welche den Wandel verursacht, wird nicht kommen, außer der Mensch übt seinen Willen dahingehend aus, sich den Wandel zu wünschen und darum zu bitten.

Lass den Mensch also nicht denken, dass er sein eigener Retter ist, denn das ist er nicht und wenn die Hilfe nicht von außen kommen würde, so würde er niemals aus dem Zustand gerettet werden, in dem er sich befindet sobald er die geistige Welt betritt. Ihr hört in euren geistigen Zirkeln und lest in den Veröffentlichungen über Spiritualismus, dass Fortschritt ein Gesetz der geistigen Welt sei. Nun, das stimmt, aber es bedeutet nicht, dass ein Geist allein aufgrund der Tatsache, dass er ein Wesen der geistigen Welt ist, dass er aufgrund dessen mentale oder spirituelle Fortschritte erzielt, denn das ist nicht wahr. Viele Geister welche hier etliche Jahre waren sind in keiner besseren Verfassung, als zu dem Zeitpunkt wo sie zu Geistern wurden.

Jeglicher Fortschritt hängt davon ab, dass dem Verstand oder der Seele von außen geholfen wird. Natürlich muss der Mensch immer noch kooperieren, wenn diese Hilfe kommt, aber ohne diese Hilfe gäbe es nichts womit man kooperieren könnte und kein Fortschritt könnte erzielt werden. Viele der Spiritualisten machen diesen großen Fehler, wenn sie über dieses Thema reden oder schreiben. Aber lass sie wissen, dass wenn ein Mensch sich allein auf seine eigenen Fähigkeiten verlassen muss, so wird er niemals fortschreiten. Und dieses Gesetz findet nicht nur beim Fortschreiten der Seele Verwendung, wovon du von uns schon oft gehört hast, sondern auch beim Fortschreiten des Verstandes und auch soweit es die sogenannten moralischen Qualitäten betrifft. Meine Beobachtungen und die Informationen, die mir die bereits erwähnten Geister gegeben haben, bestätigen die Wahrheit dessen was ich gesagt habe: Der Mensch kann aus sich selbst heraus keinen mentalen oder moralischen Fortschritt erzielen und je früher er diese Tatsache erkennt, desto besser ist es für ihn.

Ein anderes Gesetz der geistigen Welt ist, dass wenn ein Geist erst einmal anfängt fortzuschreiten, dass der Fortschritt sich in geometrischer Progression[1] verstärkt, so nannten wir es, als wir noch auf der Erde lehrten.

Sobald das Licht in die Seele eines Menschen oder in seinen Verstand eindringt und er anfängt zu erkennen, dass es einen Weg gibt, wie er die höheren Dinge erreichen kann und eine Erweiterung seines Verstandes oder seiner Seele erreichen kann, so wird er feststellen, dass sein Wunsch danach fortzuschreiten umso stärker wird, je weiter er fortschreitet und mit jenem Wunsch wird Hilfe in solch einem Übermaß kommen, dass sie nur durch den Wunsch des Geistes begrenzt sein wird. Sein Wille wird dann zu einer großen Macht, die ihm dabei helfen wird Erfolge beim Fortschreiten zu erzielen und auch bei der Zusammenarbeit mit der Hilfe, welche das Fortschreiten hervorruft. Er wird zu einem wundervollen Gegenstand der Macht und unwiderstehlichen Anziehung.

Dieser Fortschritt mag anhand der Geschichte eines Schneeballs veranschaulicht werden, welche anfing von der Spitze eines Hügels herunterzurollen. So wie er seine Talfahrt fortsetzt wird er nicht nur schneller, sondern wird auch fortwährend größer, in dem Schnee von außerhalb an dem Ball zu haften beginnt. Mit dem Verstand oder der Seele eines Geistes verhält es sich so: Je weiter er aufwärts steigt, wird er nicht nur immer schneller in seinem Flug, sondern trifft auch auf jene Hilfe von außen, von der ich gesprochen habe, welche sich an den Geist anhängt und wie es scheint ein Teil von ihm wird.

Wie du siehst ist das größte Problem den Anfang zu machen und diese Regel trifft sowohl auf Sterbliche, wie auch Geister zu, denn wenn der Anfang auf Erden gemacht wird, so wird die bloße Tatsache, dass man ein Geist wurde, den Fortschritt der Seele jenes Geistes nicht zum Stillstand bringen oder in irgend einer Weise behindern. Natürlich bedeutet dies, dass der Anfang auf die richtige Weise erfolgt sein muss. Wenn der Start auf eine falsche Weise geschieht oder auf anderen Dingen als der Wahrheit basiert, dann kann es sein, dass der Fortschritt nicht weiter geht sobald der Mensch ein Geist wird und dass eine Neuausrichtung des Weges geschehen muss und ein neuer Anfang gemacht werden muss, um auf den richtigen Weg zu gelangen.

Und dies trifft sowohl auf den geistigen-, wie auch den seelischen Fortschritt zu. Der Geist eines Sterblichen lernt viele Dinge, welche dem Verstand wahr erscheinen und welche, nach seinem Verständnis zu Fortschritt und größerem Wissen führen müssen. Aber wenn das irdische Leben dem geistigen Leben weicht, so wird jener Verstand unter Umständen herausfinden, dass das Fundament jenes Wissens vollständig falsch war und dass ein weiteres wandeln auf dem Weg welchen er eingeschlagen hatte, zu noch größerem Irrtum führen wird und infolge dessen ein neuer Anfang gemacht werden muss. Sehr häufig ist der Prozess der Neuorientierung jenes Verstands im Hinblick auf den Kurs dem er gefolgt ist und die Ausmerzung der Fehler die er begangen hat viel schwieriger und langwieriger, als das Erkennen der Wahrheit nach dem der Verstand den korrekten Anfang gemacht hat.

Manchmal ist also ein Verstand mit großer Auffassungsgabe (gemessen an irdischen Verhältnissen) schädlicher und verzögert den Fortschritt jenes Menschen in den Wegen und Errungenschaften der Wahrheit mehr, als ein Verstand der, wie ihr zu sagen pflegt, leer ist; das heißt, er besitzt keine vorgefasste Meinung bezüglich der Wahrheit über ein bestimmtes Thema.

Jene unglückliche Erfahrung findet viel öfter in Bezug auf Religionen statt, als in anderen Belangen, weil die Ideen und Überzeugungen welche über diese Angelegenheiten gelehrt werden unzählig mehr Sterbliche betreffen, als Ideen und Überzeugungen in Bezug auf andere Themen.

Ein Geist welcher mit diesen fehlerhaften Ansichten angefüllt ist, welche ihm in seiner sterblichen Kindheit gelehrt wurden und nach welchen er erzogen wurde und von welchen er sich nährte, bis zu dem Zeitpunkt zudem er ein Geist wurde, ein solcher Geist ist von allen Einwohnern dieser Welt derjenige, welcher am schwierigsten zu belehren und von den Wahrheiten zu überzeugen ist, soweit sie religiöse Themen betreffen. Es ist viel einfacher einen Agnostiker oder sogar Ungläubigen in diesen Wahrheiten zu unterrichten, als den engstirnigen Gläubigen, welcher an den Glaubenssätzen und Glaubensbekenntnissen der Kirche festhält.

Ich sage also, sorge dafür, dass der Verstand der Sterblichen den Lehren der Wahrheit gegenüber geöffnet wird und selbst wenn sie davon überzeugt sind, dass das woran sie glauben die Wahrheit ist, so lass dennoch nicht zu, dass dieser Glaube sie daran hindert die Wahrheit zu erkennen, wenn sie ihnen tatsächlich präsentiert wird.

Ein anderes Gesetz ist, dass nicht alle die wissen, dass die geistige Welt beständig ist, sich sicher sein können, dass ein beständiges Leben für Unsterblichkeit steht. Ich meine damit, dass die bloße Tatsache, dass man als Geist lebt kein Beweis dafür ist, dass man als Geist auch unsterblich ist.

Dies ist ein Thema, über welches Geister genauso viel diskutieren wie Sterbliche und es ist genauso eine Frage die nicht mit Sicherheit beantwortet werden kann, genauso wie die Unsterblichkeit der Seele, so wie sie unter Sterblichen gelehrt wird, jetzt und in allen vergangenen Zeitaltern.

Obwohl die Menschen wissen, dass der Tod des Körpers nicht den Tod des Geistes bewirkt und dass ein solcher Geist, welcher der wahre Mensch ist, mit all den Qualitäten seiner spirituellen Natur weiterlebt, so wurde dem Menschen nie ein Beweis vorgebracht, dass der Geist bis in alle Ewigkeit weiterlebt oder in anderen Worten ausgedrückt, unsterblich ist.

Ich sage dies, weil ich die Geschichte und die Glaubenssätze der meisten zivilisierten und auch einiger so genannter unzivilisierter Nationen der Welt studiert habe. Und ich war während meines ganzen Studiums nicht in der Lage, irgendetwas darüber zu lesen, dass jemals bewiesen wurde, dass der Mensch unsterblich ist. Natürlich, viele heidnische und heilige Gelehrte lehrten dies, aber ihre Aussagen basierten alle auf Glauben und nichts weiter und deshalb sage ich dir, Unsterblichkeit wurde den Sterblichen niemals als eine Tatsache vorgeführt.

In der geistigen Welt diskutieren Geister, nicht nur der niederen, sondern auch der höheren intellektuellen oder moralischen Sphären über diese Frage. Ich wurde darüber in Kenntnis gesetzt, dass es einige gibt, welche auf der Erde vor vielen Jahrhunderten lebten und welche überaus weise wurden und ein enormes Wissen über die Gesetze des Universums besitzen und so frei von Sünde und fehlerhaften Anschauungen aus ihrem irdischen Leben wurden, dass man sie als den perfekten Menschen betrachten könnte und dennoch wissen sie nicht, ob sie unsterblich sind. Viele von ihnen denken, dass sie lediglich solche Menschen oder Geister sind, wie sie durch Adam und Eva dargestellt wurden, sie wissen nicht, ob sie genauso dem Tod trotzen können, wie es die bereits genannten konnten. Und in Folge dessen ist Unsterblichkeit etwas, was Sterblichen, wie auch Geistern, inne wohnen mag oder auch nicht.

Ich weiß, dass viele deiner spiritualistischen Freunde auf der Erde behaupten, dass die bloße Existenz des Spiritualismus die Kontinuität des Lebens beweisen würde und die Tatsache der Unsterblichkeit begründen würde. Aber einige Momente des Nachdenkens werden dir den Irrtum in dieser Argumentation offenbaren.

Wandel ist das ewige Gesetz, auf der Erde wie auch in der geistigen Welt und nichts bleibt für immer gleich und wie kann man sich sicher sein, dass in Folge dieser Veränderungen in der nahen oder fernen Zukunft nicht auch Veränderungen auftreten, durch welche die Existenz des Geistes – dem Ich des Menschen – ein Ende gesetzt wird und dass das Ich eine andere Form annimmt oder einen anderen Zustand einnimmt, so dass es nicht dasselbe Ich sein wird und nicht der selbe Geist sein wird, welcher nun ein lebender Beweis für die Kontinuität des Lebens ist? Und deshalb wissen viele Geister, wie auch Sterbliche, nicht, was man notwendigerweise erlangen muss, um Gewissheit über die Unsterblichkeit zu erlangen.

Aber viele andere Geister wissen, dass denjenigen Geistern, welche nach Unsterblichkeit auf die Weise ersuchen, die Gott in seiner großen Weisheit und Fürsorge zur Verfügung gestellt hat, Unsterblichkeit verleiht wird.

Es gibt ein anderes Gesetz, welches die Geister in die Lage versetzt, allein aufgrund ihrer natürlichen Zuneigung und Liebe, rein und frei von den Konsequenzen und Sünden ihrer sterblichen Leben zu werden und wieder perfekt zu werden, wie die ersten Eltern vor dem Sündenfall.

Dies bedeutet nicht, dass das Gesetz des Ausgleichs nicht in vollem Umfang wirkt und dass es nicht einen Ausgleich bis auf den letzten Cent verlangt, denn genau so exakt wirkt dieses Gesetz, so dass kein Geist von seinen Strafen verschont bleibt, bis er das Gesetz erfüllt hat.

Genauso wie du es glaubst, und wie viele andere Sterbliche es auch glauben, erfolgt die Bestrafung eines Menschen für seine Sünden, welche von ihm auf der Erde begangen wurden, durch sein Gewissen und seine Erinnerungen erfolgt. Es gibt keine spezielle Strafe, welche durch Gott auf irgendeinen Menschen hervorgerufen wird, aber das Gesetz der Bestrafung wirkt genau gleich auf jeden Menschen. Wenn die Tatsachen, welche diese Bestrafung hervorrufen, die gleichen sind, so ist auch die Bestrafung dieselbe, egal ob es sich um dieselbe Person oder verschiedene Personen handelt. Du siehst also, man kann ihm nicht entfliehen, auf der Basis irgendeiner besonderen Befreiung, so lange die Fakten welche die Wirkung hervorrufen existieren und das Gewissen und die Erinnerung des Geistes erkennen diese Fakten.

Wenn ein Geist zum ersten Mal ins geistige Leben eintritt, so fühlt er nicht unbedingt die Geißelung durch diese Erinnerungen und das ist auch der Grund, warum du sehr oft hören wirst, dass der Geist, welcher vor kurzem sein irdisches Leben hinter sich gelassen hat, seinen Freunden oder trauernden Verwandten bei öffentlichen Séancen versichert, dass er sehr glücklich ist und gar nicht mehr ins irdische Leben zurückkehren möchte und ähnliche Beteuerungen. Aber nach kurzer Zeit fängt das Gedächtnis wieder mit seiner Arbeit an, da auch die Seele erwacht und hört nie wieder auf, bis die Strafe abbezahlt ist. Ich meine damit nicht, dass der Geist sich zwangsläufig ständig in einem Zustand der Qualen befindet, aber zu einem beträchtlichen Ausmaß und die Erleichterung tritt solange nicht ein, bis diese Erinnerungen mit ihren schrecklichen Auspeitschungen aufhören. Einige Geister leben hier etliche Jahre, bevor sie diese Erleichterung erfahren, während andere sie viel schneller erhalten.

Die wichtigste Ursache, welche dahingehend wirkt, dass diese Geister Erleichterung von diesen Erinnerungen finden, ist die Liebe. Ich meine jetzt damit die natürliche Liebe und diese Liebe umfasst viele Qualitäten, wie zum Beispiel Reue und Trauer und das Verlangen danach, hinzugefügte Verletzungen wieder gut zu machen. Solange die Liebe eines Geistes nicht erwacht ist, überkommt ihn keines dieser Gefühle. Er kann unter keinen Umständen Reue oder Bedauern empfinden oder das Verlangen zu büßen, bis Liebe, egal wie wenig, in sein Herz gelangt. Er mag nicht sofort erkennen, was genau der Grund für diese Gefühle ist, aber es ist immer Liebe.

Nun, so wie diese verschiedenen Gefühle wirken und er in Einklang mit ihnen handelt, wird ihn hier und da eine Erinnerung verlassen und nie wieder kehren und sowie diese Erinnerungen ihn verlassen, so nimmt auch sein Leiden ab und nach einer Weile, wenn sie ihn alle verlassen haben, wird er von dem Gesetz befreit und es wird, soweit es ihn betrifft, untätig. Aber dies darf nicht so verstanden werden, dass das eine schnell zu erledigende Aufgabe ist, denn es mögen Jahre sein – lange, beschwerliche Jahre des Leidens – bevor er frei sein wird und wieder ein Geist ohne Sünde oder diese Erinnerungen. Auf diese Weise wird das bedeutende Gesetz der Wiedergutmachung erfüllt, es kann nicht vermieden werden, sondern alle seine Forderungen müssen erfüllt werden, bis Sünden und fehlerhafte Anschauungen ausgelöscht sind und die Seele in ihren reinen Zustand zurückkehrt.

Aber diese allmähliche Entlastung von den Strafen bedeutet nicht, dass ein Geist auf seiner Reise zu den höheren und helleren Sphären fortschreitet, denn selbst ohne diese Folter und Qual kann er immer noch in Bezug auf seine höhere, mentale und moralische Natur verharren. Aber wenn er Erleichterung von diesen Leiden gefunden hat, so befindet er sich nun in einem Zustand um mit dem Fortschritt, von welchem ich gesprochen habe, anzufangen.

Da du müde bist, werde ich dir den Rest meiner Abhandlung übermitteln, wenn ich dir wieder schreibe.

Mit all meiner Liebe, ich bin

Dein treuer Freund und Professor,

Joseph H. Salyards.

Fortsetzung

 

Ich bin hier, Helen:

Ja, ich werde hier sein, egal was passieren wird.

Nun, der Professor hat eine beachtliche, wundervolle, Rede gehalten. Ich bin froh, dass er dir zu diesem Thema geschrieben hat, da es viele Zweifel beseitigt hat, die du oder deine Freunde hättet haben können. Er ist noch nicht damit fertig, aber er hat bemerkt, dass du müde warst und hat aufgehört.

[Mein Gehirn fühlte sich erschöpft an…]

Ja, das ist was er gesagt hat und ich so froh, dass du erkennst, dass er dein Gehirn, wie auch deine Hand benützt. Warum Ned, ohne dein Gehirn könnten wir dir überhaupt nicht schreiben. Denke also nicht, dass wir nur deine Hände benützen, denn dein Gehirn ist das wichtigere von beiden.

Deine eigene, treue, dich liebende Helen.

 

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[1] Anm. d. Übers.: Bei der geometrischen Progression handelt es sich um eine Zahlenfolge bei der der Quotient zweier benachbarter Folgenglieder konstant ist.
Beispiele wären: 3, 9, 27, 81, … (Anfangsglied 3, Quotient 3); 5, 15, 45, 135, … (Anfangsglied 5, Quotient 3); 3, 15, 75, 375, … (Anfangsglied 3, Quotient 5); usw. usf.